Sonntag, Oktober 24, 2004

Das Ende der Öl-Zeit ?

Die Weltwirtschaft hängt am Öl-Tropf. Nichts schadet den Wachstumssystemen mehr als steigende Öl-Preise und wie erst mag es kommen, wenn China und Indien all jene Autos in Bewegung bringt, die BMW, General Motors, Toyota und andere dort verkaufen wollen?

Wird man erneut die Atomkraft als Ausweg verheißen, wie in Folge der Öl-Krise der siebziger Jahre?

Das Ende der Öl-Zeit. Nur eine Metapher von notorischen Nörglern, Schwarzsehern oder reale Perspektive?
Diese Frage beantwortet sich zum Leidwesen aller Schönredner ganz klar mit Ja, da dem Verbrauch keine Regeneration gegenübersteht und die Ressourcen begrenzt sind.

Und warum wird das absehbare Ende der Öl-Zeit nicht auch als Chance zum Umdenken begriffen? Weil es Verbraucheroptimismus braucht? Wer macht aus Umdenken Pessimismus oder setzt es gleich mit Retromanie? Aufforderung zum Rückschritt?

Zumindest darin läge Täuschung, denn die Wachstumssysteme und ihre Ideologien sind so neu nicht, wie deren Verteidiger tun, wenn sie die Abkehr davon als rückschrittlich verdächtigen.

Umdenken wäre anderes als all das, was schon immer mit "höher, größer, weiter, ..." identifiziert wurde, tatsächlich "Fortschritt" war, aber ebenso blind, wenn es sich um die Folgen nicht scherte.

Gibt es Alternativen zu Wachstumssystemen und daraus resultierendem Wachstumsdenken?

Freitag, Juni 11, 2004

Unionsparteien und FDP wollen die nationale Ölreserver verhökern

Vor dem Hintergrund gestiegener Öl-Preise verlangte der stellv. CDU-Bundesvorsitzende Christoph Böhr in der BILD-Zeitung zur Senkung der Energiepreise in Deutschland: "Die nationale Ölreserve ist ein Relikt aus der Vergangenheit, sie macht überhaupt keinen Sinn mehr ... Die 25 Millionen Liter Sprit und Öl sollten zur Marktentlastung genutzt werden, um den Benzinpreis zu drücken."

Kommentar:

1. Solche Einschätzung aus der CDU-Spitze zur nationalen Ölreserve sollte man sich merken, denn die selben Kreise werden uns bei nächster Gelegenheit das Gegenteil sagen.

2. Da der gestiegene Preis vor allem auf der steigenden Nachfrage Indiens und Chinas beruht und wesentlich Folge der dortigen Automobilisierung ist, kann der Verkauf der nationalen Ölreserve nur kurzfristige "Entlastung" bringen.

3. Die nationale Ölreserve ist von den Steuerzahlern insgesamt erkauft worden und nicht nur von Zapfsäulen-Kunden.

4. Die augenblickliche Situation an den Ölmärkten ist im Moment vollends unübersichtlich, denn allein die heutigen Meldungen sprechen von direkt gegensätzlichen Trends und Prognosen, was wesentlich in den unterschiedlichen Möglichkeiten der Öl exportierenden Staaten begründet ist, ihre Fördermengen dem wachsenden Bedarf anzupassen: Wenn ein Staat seine Fördermengen nicht wie die anderen Staaten erhöhen kann, dann verliert er durch den sinkenden Preis Einnahmen.

5. Die Energiepreise in Deutschland sind hoch, aber wie sollte das auch anders sein in einem derart viel verbrauchendem Land bei zugleich wenig eigenem Öl?

Wer die Energiepreise und die Energiekosten (=zweierlei) senken will, ohne sich des Populismus verdächtig zu machen, könnte vieles, vieles tun:
Appell an die Bürger Energie zu sparen; im Haushalt und am Lenkrad, zum Beispiel durch autofreie Sonntage, durch zeitlich befristete Tempolimits; mittelfristig durch Änderung der Straßenverkehrsordnung, dass nur noch sparsamste Kraftfahrzeuge neu zugelassen werden mit Leistungsgrenzen an vernünftigen Tempolimits, restriktive Genehmigungsverfahren für Klima-Anlagen in Häusern, restriktive Vorgaben für die Geräte-Technik gegen deren Standby-Stromfresserei.
So vieles wäre machbar, aber die Politik will die Einsparung nicht, denn sie verdient an der Verschwendung, sogar auch durch die Öko-Steuer, wenn sie bei jedem Liter Sprit mit Festbeträgen dabei ist anstatt mit Prozenten, was die Neigung der Politik steigert, nur am Öl-Preis rumzunörgeln anstatt am hohen Verbrauch.
Von "anderer Politik" ist an den Horizonten nichts zu sehen. Auf keiner politischen Seite.
-markus rabanus- >> Diskussion